Die „Grenzen“ im Sport
„Die Welt ist im Wandel“ – diesen Spruch kennt man schon seit langem aus „Herr der Ringe“, doch im Moment scheint es so als würde er auch auf die „echte“ Welt zutreffen.
Die Zeiten könnten kaum schwieriger sein und keiner weiß so recht was als nächsten kommt oder wo das alles hinführen wird. Corona-Krise, Wirtschaftskrise, einbrechende Immobilienpreise oder Öl-Preise im freien Fall.
Normalerweise beschäftige ich mich mit Fragen die sich um Sport drehen und die für mich von großer Bedeutung sind. Doch alles was sich um Spitzensport dreht ist zur Zeit einfach obsolet.
Fasst alles.
Für mich stellt sich in der Ganzen Situation eine Frage.
Wie gehen wir Sportler mit den neuen Grenzen um?
Als Snowboarder wächst man grundsätzlich immer recht liberal und globalisiert auf. Grenzen gibt es da nur auf Landkarten oder Google Maps. Wenn ein Wettkampf im nahen Osten oder doch in Asien stattfindet, betrifft die erste Frage nicht die Einreisebestimmungen oder humanitäre Situation des Landes, sondern ob es ein geiles Event wird und wie denn der Schnee dort ist. Es herrscht Vertrauen.
Zumindest war das bis jetzt so.
Die Corona-Krise hat diese Sichtweisen nachhaltig beeinflusst und gegen Ende der Saison musst ich auch als Athletensprecher der FIS sehen wie diese Lebensweise langsam zu Grabe getragen wurde. Veranstalter wollten Nationen aus Angst aussperren, Athleten aus Korea wurden als gefährlich gesehen und zu Chinesen am besten ein Sicherheitsabstand eingehalten.
Ich verstehe diese Ängste, kann sie nachvollziehen, doch sie dürfen nicht in unser Denken, in unser Verhalten.
Schutzmasken gut, ein Meter Abstand auf Zeit „ja“, aber irgendwann müssen wir versuchen diese Grenzen wieder abzubauen. Zu meinen besten Freunden gehören Sportler aus Italien, Russland oder Slowenien.
Sport ist dafür da über Grenzen hinweg Menschen und Nationen zu verbinden. In einer Randsportart wie dem Snowboarden geht es sowieso nicht um opulente Preisgelder oder Sponsorenverträge. Es geht um ein Lebensgefühl, um einen Weg wie man sein Leben führt und dieses darf nicht auf Dauer von Beschränkungen bedroht werden.
Sobald wir diese Krise überwunden haben, müssen wir uns auch um andere Wunden kümmern wie die offensichtlichen und diese werden tief sitzen. Es geht um Angst, um Vertrauensverluste und darum das wir alle im Sport das wiederfinden was ihn für uns ausmacht.
Darum werden wir kämpfen müssen und ich für meinen Teil werde das nicht aufgeben. Sobald ich nur die geringste Chance sehe diese „Grenzen im Kopf“ einreißen zu können werde ich es versuchen, auch wenn ich zuerst mal warten muss bis ich „Reale Grenzen“ wieder überwinden kann.
Für mich steht es nicht zur Debatte, das jetzt eine neue „Realität“ entsteht in welche man sich fügen muss, vielmehr müssen wir uns darum bemühen auch in schwierigen Zeiten nach außen offen zu bleiben und Toleranz und Freundschaft zu leben.
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