Wie kommt man auf die Idee sich in den südlichsten Teil des Ural Gebirges zu verirren?
Ganz einfach. Der Grund dafür ist, dass die Gegend einer der Alpinsnowboard Hotspots der Welt ist und damit schon grundsätzlich in meinem Interesse recht weit oben liegt. Doch das alleine ist kein Grund einen Beitrag zu verfassen. Viel mehr ist es die unglaubliche Landschaft welche auf den ersten Blick nahezu surreal einsam wirkt. Doch alles der Reihe nach.
Bannoye heißt übersetzt „großer See“ und das ist auch genau das was wir hier vorfinden. Eingebettet in eine hügelige, mit Birken bewachsene Landschaft schmiegt sich ein ungewöhnlich runder und schöner See. Mit dem Flugzeug ist man von allen europäischen Großstädten in plus/minus 10 Stunden am Zielflughafen Magnitogorsk. In meinem Fall betrug die Flugzeit 6 Stunden, doch der Aufenthalt in Moskau schlug sich mit 4 Stunden dann doch etwas lange zu Buche.
Magnitogorsk ist das Zentrum der russischen Stahlindustrie und wie Wikipedia verrät auch nicht gerade eine Stadt mit hoher Lebensqualität. Doch gleich vorweg, für den Besucher fällt einem davon nichts auf. Natürlich ist es eine von der Schwerindustrie geprägte Stadt, doch in den vergangenen Jahren wurden große Anstrengungen unternommen dem Problem der Umweltverschmutzung Herr zu werden und man konnte doch das ein oder andere positive Ergebnis erzielen.
Meinen Besuch stattete ich der Gegend ja Anfang Dezember ab, was zur Folge hatte, dass einem beim Verlassen des Flugzeuges bereits bewusst wird warum man hier von Sibirien spricht. Es ist einfach A**** kalt. Doch das war mir bewusst und ja auch erwünscht. Von Magnitogorsk geht es mit dem Bus nach Bannoye. Der Ort präsentiert sich nicht übermäßig freundlich, seine Bewohner dafür umso mehr. Natürlich muss man wissen, dass sich die Gegend enorm über die Möglichkeit der Austragung unserer Weltcuprennen freute, aber die Gastfreundschaft die einem entgegenschlug war doch überraschend. 2009 war ich ebenfalls mal in der Gegend, doch da war noch alles anders. Kaum eine lachende, herzliche Person war anzutreffen. Nun das genau Gegenteil. Naja, die Entwicklung macht auch vor Russland nicht halt! Gott sei Dank.
Zurück zur Gegend um „Bannoye“. Wie zu erwarten war der berühmte See bretthart gefroren und bot ein faszinierendes Bild. Noch nie hatte ich einen so großen See gesehen welcher komplett gefroren und begehbar war. Nach anfänglich Bedenken über die Tragfähigkeit des Eises, konnte mich ein vorbeifahrender Skidoo dann doch überzeugen das die gut 30cm an Eis für mein Gewicht ausreichten. Die Oberfläche war spiegelglatt und perfekt fürs Eislaufen oder Ähnliches geeignet.
Unter allen Sportarten welche ich als sinnvoll erachte, liegt Eislaufen so ziemlich an letzter Position. Doch wenn nicht hier, wo dann? Gesagt getan. Eislaufschuhe ausgeborgt (Hotel Detskaya Ploshchadka) und rauf aufs Eis.
Ein für mich unvergessliches Erlebnis. Auch deswegen weil ich diesen Moment mit ganz besonderen Menschen teilen darf.
Für mich ging es in den darauf folgenden Tagen mehr oder weniger permanent ins örtliche Skigebiet. Ein durchaus modernes, mit einer Gondel ausgestattetes Gebiet welches über drei lange „blaue“ und diverse Übungslifte verfügt. Nicht schlecht für ein Skigebiet im Ural. Auch die Preise in dieser Gegend sprechen für sich wenn der Liter Pepsi nicht mal einen Euro kostet.
Mein Fazit zu Bannoye ist definitiv das ich hier mal im Sommer hin muss. Die Menschen sind super freundlich, die Gegend unglaublich weit und erinnert fast etwas an die USA. für Sport hat man Platz ohne Ende und das Skigebiet wird im Sommer zum Downhillcenter.
Wer etwas erleben will und vielleicht noch etwas Russisch spricht ist hier goldrichtig. Ansonsten braucht’s nur etwas Abenteuerlust und los geht’s.
27. November 2019
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