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Sardinen mit dem Wohnmobil – der Nordwesten

Fortsetzung unserer Reise durch den Norden Sardiniens mit dem Camper.

Durch den Nordwesten

Wenn man sich auf den Weg über den Nordwesten der Insel von Putzu Idu in Richtung Norden macht fällt einem die Routenwahl wahrhaftig nicht leicht. Zu sehr stehen das Landesinnere mit seiner Nuraghenkultur und landschaftlicher Vielfalt im Kontrast zu den wilden Küstenabschnitten nördlich von Bosa.

Wir haben versucht beides unter einen Hut zu bringen und Sabines Vorlieben für Meer und Wasser mit meinen für Berge und Kultur zu verbinden. Was herausgekommen ist, war eine wunderschöne Route mit grandiosen Ausblicken, traumhaften Campingspots und einem Strandabschnitt der sogar mich zum bleiben überreden konnte.

Was erwartet einen im Nordwesten (ohne Alghero)

Kaum einen Ausflug haben wir bis jetzt überstanden ohne die Erkenntnis das einfach immer zu wenig Zeit vorhanden ist. Zuviel gibt es zu besichtigen, entdecken, erklimmen oder zu genießen. Auf Sardinen hat uns diese Erkenntnis am Weg von Putzu Idu in Richtung Bosa eingeholt und somit mussten wir Prioritäten setzen.

Für uns beide war es der Ort Bosa und die Küste etwas nördlich davon weiters für Sabine die Strände im Norden und für mich die Ausgrabungen bei Tamuli und die Gipfel der Monte Limbara. Aus diesem Grunde musst auch die Gegend um Alghero aus unsere Routenplanung gestrichen werden und wir suchten uns einen ansprechenden Weg durch das Landerinnere in Richtung Norden. Vielleicht nicht die klassische Reiseführerroute, doch wie man so schön sagt „Nur abseits der Pfade findet man besonderes“.

Bosa

Der kleine malerische Ort am Temo erinnert schwer an die ligurischen Orte der Cinque Terre. Bunte Häuser, Enge Gassen und zahlreiche kleine Lokale und Geschäfte reihen sich hier aneinander. Wer die Möglichkeit hat sollte unbedingt in der Unterstadt parken und sich über die „Ponte Vecchio“ in die Altstadt begeben.

Die Stadt verdankte ihren Reichtum der Gerberei und war ein wichtiges Zentrum der Leder und Fellindustrie. Dieses wurden in Bosa hergestellt und auf dem Temo verschifft. Diese wichtige Handelsstadt beschützt seit jeher das Castelo am höchsten Punkte der Stadt. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall, hat man doch von hier den besten Rundumblick.

Bosa vom Wasser aus

Auch heute kann man noch mit Booten und Stand up Paddeln den Weg vom Meer bis in die Stadt zurücklegen. Dieses Abenteuer ist sehr zu empfehlen und lässt einen mit ganz anderen Augen auf die Stadt blicken, sieht man doch vom Wasser aus das selbe wie die Kapitäne vor hunderten von Jahren und man kann einige Zeit landeinwärts zurücklegen aus Sardiniens einzigen Schiffbaren Fluss.

Abseits der Stadt

Wie zu erwarten hat der Ort auch abseits der engen Gassen, Kirchen und Museen einiges zu bieten. Vor allem die Strände und die schroffe Küste nördlich sind hier beliebte Ausflugsgebiete.

Cane Malu:

Das Auto parken wir im Hafen von Bosa an der Flussmündung des Temo (nicht verwechseln mit Bosa Marina, das liegt auf der anderen Seite). Links geht es hinunter zum Meer, rechts beginnt der Pfad hinauf. Mit dem Auto kommt man nur bis zum Hafen, danach geht es zu Fuß weiter.

Der Trek folgt im Prinzip der Via Sas Covas, einer Privatstraße, die stark ausgewaschen ist und weit im Hinterland endet. Nach einem kleinen Anstieg öffnet sich links der Blick auf die Bucht »Cane Malu«.

Das Meer hat die Westküste von Sardinien geprägt, gut sichtbar ist das in diesem Abschnitt bei Bosa.

Kein Strand, aber eine der spektakulärsten Felsbuchten Sardiniens, mit einem natürlichen Swimmingpool – ein echter kleiner Geheimtipp. Bei starkem Wellengang ist der Zustieg allerdings nicht zu empfehlen da hier der Wind schon enorm stark werden kann.

Für Bilder, bitte dem Link in der Überschrift folgen.

Camping „Casa del Vento“

Etwas nördlich von Bosa findet sich am bekannten Restaurant der ein wunderschöner Stellplatz. Dieser bietet ca. 6 Fahrzeugen Platz und garantiert die besten Sonnenuntergänge der Insel. Wer Glück hat kann in der darunter liegenden Bucht abends auch Delfine beobachten.

Keyfacts:

Alle wichtigen Einrichtungen

Top Restaurant

15 Euro pro Nacht

Macomer und Tempio Pausania

Nach unserem Abstecher nach „Casa del Vento“ mit seinem unglaublichen Ausblick auf die Küste von Bosa, war es nun an der Zeit das wir uns weiter in Richtung Norden und somit aus Zeit Gründen weg von der Küste bewegen. Wie schon erwähnt war meine Faszination für Nuraghen ein Grund dafür und auch die Tatsache das wir eine Nacht am Monte Limbara verbringen wollten. Doch zuerst verschlug es uns einmal nach Macomer. Dieser Ort im Landesinneren ist nicht unbedingt ein Touristenhotspot und somit relativ wenig besucht.

Das Umland der Stadt ist allerdings reich an bronzezeitlichen Ausgrabungen und somit verbanden wir den Besuch mit der Besichtigung der Ausgrabungsanlage von „Tamuli“, dazu etwas später mehr. Weiters ist das kulinarische Angebot der Stadt sehr üppig, vor allem wenn man ein Fan des sardischen Käse ist.

Von Macomer geht es durch das sehr karge Hinterland in Richtung Norden, genauer gesagt nach Tempio Pausa.

Tempio Pausa

Dieser Ort an den Hügeln hinter der Nordküste gelegen ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Die Altstadt ist wirklich sehr schön anzusehen und auch die Geschäfte laden zum verweilen ein. Die Gegend um die Stadt ist ein Zentrum der Korkeichenverarbeitung und somit findet man einige auf dieses Naturprodukt spezialisierte Geschäfte in der Stadt.

Auch ist Tempio Pause der Ausgangsort für Wanderungen am Monte Limbara und bietet sich für die ein oder andere Rennradrunde in der Umgebung an.

Kultur und Sport, was will man mehr.

Wie bereits erwähnt war unser erster Abstecher im Landesinneren bei Macomer die Ausgrabungsanlage „Tamuli“. Wenn man nicht besonders genau hinsieht könnte man meinen Tamuli ist eine Nuraghen Stätte wie jede andere, doch der Schein trügt.

Hier findet man Giganten Gräber, Menhire und Nuraghen auf einem Gelände was schon aus dem Grunde ungewöhnlich ist da sie aus verschiedenen Epochen stammen und somit nicht zeitgleich gebaut wurden. Diese Tatsache zeugt von einer langfristigen Nutzungen des Geländes was ja bis in die Gegenwart anhält.

Steine mit Brüsten: die Bätyle oder Menhire von Tamuli

Die Besonderheit der Anlage ist aber wohl die sechs Menhire (ovale Hinkelsteine) wovon drei männliche und drei weibliche Abbildungen darstellen. Dies lässt sich an den vorhandenen Brüsten der weiblichen Skulpturen erkennen.

Keyfacts:

Einfachster Zustieg

4€ Eintritt

Ca. 1 bis 2 Stunden Gesamtaufenthalt

Monte Limbara

Hoch über Tempio Pausa thront der Monte Limbara. Mit knapp 1360 Metern das höchste Gebirge im Norden Sardiniens und für die Region ein wichtiges Naherholungszentrum.

Die Straßen führen hier auf Grund der ehemaligen Nato Funkanlage bis in die Gipfelregion und machen einen Aufstieg somit relativ einfach und vom Zeitaufwand überschaubar. Wie mir ein Einheimischer berichtet hat war die  Funkanlage zu Zeiten des Kalten Krieges relativ wichtig und deswegen stark geschützt. Heute kann man der Anlage beim Verfall zusehen und die unglaublich Aussicht bis nach Korsika genießen.

Keyfacts:

Einfachster Zustieg

Ca. 10 Minuten vom Fahrzeug

Bei Regen eher nicht zu empfehlen

Cala Piscine

Wo ein Wille da ist auch ein Weg.

Auch wenn die Strände des Nordens oft wild und einsam sind, so ist es nicht immer ganz einfach auch zu ihnen vorzustoßen. Vor allem wenn man seinen geliebten Camper mitnehmen möchte. Hier kann ich nur empfehlen bei dem ein oder anderen Fahrverbotsschild die Augen zuzumachen und einfach weiterzufahren. Die Einheimischen haben Abseits der Hauptsaison kein Problem mit dem ein oder anderen Wildcamper und wenn man dann noch etwas Pecorino bei ihnen einkauft wird man zum gerne gesehen Gast.

Unser Spot befand sich etwas nördlich der Cala Piscine und war einfach unglaublich. Auch wenn ich nicht so der Meertyp bin, hier musste auch ich für ein paar Tage verlängern. Die Küste bietet immer wieder versteckte kleine Badebuchten mit Sandstränden oder auch manchmal Kies. Von dem Küstenfahrweg bis ans Wasser sind es selten mehr als 5 Meter und man hat damit quasi seinen eigenen Privatstrand.

Für alle Fans der größeren Strände mit einem mehr an Infrastruktur bietet sich die Möglichkeit mit dem Rad oder wahlweise dem Stand-up den ein oder anderen Aperolausflug zu unternehmen.

Genauere Infos über den Stellplatz bitte per Mail.

Capo Testa

Der absolute Klassiker im Norden Sardiniens darf natürlich auf keinem Besuch der Insel fehlen. Schon als Kinder sind wir auf den bizarr anmutenden Felsen der Halbinsel umhergeturnt und haben uns ausgemalt welche Tiere oder Figuren sie den darstellen.

Als mein Vater mich das erste Mal auf die Insel brachte war dieser Naturschutzbereich noch eher einsam. Heute zieht es doch Touristen in großen Zahl in die Gegend und man darf nicht damit rechnen alleine zu sein. Auch die Hippies welche das Valle Luna bewohnen sind weniger geworden, doch in den Sommermonaten findet man noch immer einige in den Felshüllen des Tales. Wer aber einen actionreichen Tag auf der Halbinsel verbringen will sollte sie unbedingt umrunden und dabei auf keinen Fall die Badebekleidung vergessen!

Palau

Zum Abschluss unserer Tour wollten wir nochmal die Annehmlichkeiten eines Campingplatzes in Anspruch nehmen und quartierten uns in der Nähe des Ortes Palau ein. Von hier ist es nicht mehr weit zu den Fährhäfen Olbias und man hat mit Inselgruppe um La Madalena einen unglaublichen Ausblick von Festland.

Hier bietet sich wirklich eine Radtour entlang der Küste in Richtung Costa Smeralda an. Hier kann man den Reichen und oft weniger Schönen mit ihren Ferraris und Yachten zusehen und im Hinterland auch den ein oder anderen Höhenmeter sammeln.

Abends geht es auch in der Altstadt lebhaft her und man kann bei einem schönen Abendessen den Urlaub nochmal ordentlich nachbesprechen.

PS: Wer zeit hat etwas früher in Richtung Golfo Arranci aufbrechen, am Fährhafen gerade weiter und wer Glück hat sieht hier den ein oder anderen Delfin beim Jagen in den Aquakulturen der Bucht.

Sexy
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