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Sizilien mit dem Camper

Unterwegs mit dem Campervan durch den Norden Siziliens

Mit dem Camper nach Sizilien

In den vergangenen Jahren hatte wir das Glück, das wir nahezu jährlich eine der großen Mittelmeer Inseln besuchen durften. Ganz egal ob mit dem Camper, Fahrrad oder einfach mit Auto und Zelt. Irgendwie zog es uns immer in der Süden und wenn schon Urlaub dann doch bitte eine Insel.

Aus einem undefinierbaren Grund, fand Sizilien jedoch über Jahre hinweg nie den Weg auf unsere „To-Do List“. Im nachhinein können wir uns das selbst nicht mehr erklären, doch ich denke es ist schon der schlechte Ruf der dieser Insel anhängt.

Gefährlich soll sie sein. Mafia und Diebstahl an der Tagesordnung, von Müllentsorgung oder Wasserqualität gar nicht zu schweigen. Doch stimmt das wirklich und warum wurde diese Insel dann auf Anhieb eine unserer Lieblingsdestinationen? Das alles erfährt ihr in den kommenden Abschnitten.

Was erwartet einen auf Sizilien

„Bist wahnsinnig, was willst denn in Sizilien“, „Da musst ja permanent Angst um dein Auto haben“, das waren so in etwa die erste Sätze die immer wieder gefallen sind, als wir entschieden, das wir mit dem Camper nach Sizilien wollen, Diese Argumente spornten uns aber noch mehr an, denn ganz ehrlich, was soll jetzt auf einer italienischen Insel so schlimm sein?

Und wir hatten Recht. Die Insel hat alles, wirklich alles übertroffen was wir und gewünscht und erwartet hatten. Wunderschöne Küste, verrückte italienische Städte, Kultur und jede Menge freundlicher Menschen die einem gerne ihr „Sizilien“ zeigen wollen sind nur ein Teil dessen was wir erleben durften.

Ja, vielleicht ist es nicht so sauber wie im Norden. Vielleicht hat man es mit manchen Gesetzen nicht so ernst genommen in der Vergangenheit, aber dafür hat man hier das Gefühl noch die ein oder andere Freiheit mehr zu besitzen.

Auf Sizilien verkauft man kein „Dolce Vita“, hier ist es eine Lebenseinstellung.

Scopello und Cala Mazzo di Sciacca

Unsere Reise beginnt, wie wohl für die meisten welche mit dem eigenen Fahrzeug anreisen am Fährhafen in Termini Imerese. Wir haben uns für eine Überfahrt aus Civitaveccia entschieden und trudeln somit nach einer gemütlichen Nacht in unserer Kabine, Vormittags in Sizilien ein.
Der Fährhafen hat jetzt keinen Schönheitspreis verdient, aber das ist wohl bei allen Hafenstädten ähnlich. Also nichts wie raus aus dem Ort und rein in den Urlaub.

Die Gegend um Termini und Palermo hat natürlich wahnsinnig viel zu bieten. Doch mit dem Camper ist eine Millionenstadt wohl nicht das was wir suchen und somit geht es direkt in Richtung Westen.

Castellammare del Golfo

Unser erster geplanter Stop ist Castellamare. Hier gibt es das erste Mal das „schöne“ Sizilien zu sehen. Vorbei das hektische Hafentreiben und der Schiffsgeruch. Der Ort ist wunderschön in einer Bucht gelegen und bietet einen großartigen Blick auf den gleichnamigen Golf.

Wer mit seinem Camper hier eine Nacht verbringen will, sollte am kleinen Hafen fündig werden. Einfach die Fischer vor Ort um Erlaubnis fragen. Für uns geht es direkt weiter in Richtung Zingaro Nationalpark (dieser begegnet uns noch öfter). Am Weg halten wir bei der alten „Tonnara – Thunfischfabrik“ von Scopello und besichtigen einen der wohl schönsten Flecken Siziliens. Diese alte Fabrik wurde in ein perfektes Hotel umgebaut, welches direkt am kristallklaren Wasser liegt und bietet eine Traumhaften Einstieg für den ersten Urlaubstag. Ein Kaffee ist hier ein muss.

Cala Mazza die Sciacca

Ein paar Kilometer weiter findet sich dieser kleine gemütlich Strand am Eingang zum Zingaro Nationalpark. Außerhalb der Saison ist es hier sehr beschaulich und man kann auch mit dem Camper ein Nacht vor Ort bleiben. In der Saison wird es hier aber enorm voll und man sollte sich lieber auf einem der Campingplätze einbuchen.

Wir starten hier nach unserer ersten Nacht auf der Insel zu einer Wanderung in den Nationalpark. Ein Besuch ist absolut empfehlenswert und vergesst auf keinen Fall euer Badezeug, so wie es uns passiert ist. Schönere Badebuchten werdet ihr kaum noch finden….. .

Zingaro Nationalpark

Der Nationalpark im Norden Halbinsel sollte einst einer Verbindungsstraße nach Castellammare nach San Vito lo Capo weichen. Dankenswerter Weise hat sich hier die örtliche Bevölkerung erfolgreich dagegen gewehrt und und somit dieses Naturreservat erhalten. Noch heute zeugt der Tunnel am Eingang des Parks von den Bestrebungen der Bauindustrie.

Der Eingang ist gegen eine kleine Gebühr von Norden und Süden möglich. Wanderkarte bekommt man kostenlos am Eingang und vergesst ja nicht Badehose und Bikini. Nirgends sind die Badebuchten schöner, und die Ausblicke besser!

San Vito lo Capo

Weiter geht unsere Reise in das Sportkletterparadies „San Vito lo Capo“. Diese Halbinsel hatte es uns besonders angetan und wir verbrachten in Summe eine Woche auf diversen Stellplätzen der Gegend.

Wer mehr über die Gegend rund um San Vito erfahren möchte schaut einfach unter dem folgenden Link vorbei. Auf Grund der Besonderheit dieses Ortes haben wir ihm einen eigenen Beitrag gewidmet.

Camping in San Vito lo Capo

Der weltweit bekannte Kletterort San Vito verfügt natürlich über unzählige Unterkunftsmöglichkeiten in jedem Preissegment. Wer es jedoch wie wir vorzieht in seinem fahrbaren Untersatz zu übernachten findet ebenfalls eine groß Anzahl an freien Stellplätzen und auch Campingplätzen vor.

Camping La Bahira

Wer es gerne etwas gemütlicher und auch organisierter hat findet am größten örtlichen Campingplatz alles was man für eine Campingurlaub braucht. Vom Tennisplatz bis zum Restaurant ist alles vorhanden. Zugegeben der Platz ist etwas in die Jahre gekommen, aber er hat auf Grund seiner Lage trotzdem eine Empfehlung verdient.

Vor allem mit seiner direkten Lage an den Kletterwänden von San Vito ist der Platz bei Sportlern sehr beliebt.

 

Stellplatz an der Cala Mancina

Wer träumt nicht davon seinen Camper in der ersten Reihe zum Meer unter freiem Himmel und ohne Zäune zu parken. Wer außerhalb der Saison nach Sizilien reißt kann diesem Traum hier einen Schritt näher kommen. Über eine ohne Allrad zu befahrende Piste kommt man direkt in an die Küste der „La Bahira“ und kann sich einen der doch etwas umkämpften Plätze sichern.

Wer es nicht in die erste Reihe schafft findet aber auf jeden Fall eine Platz im Umfeld der Küstenlinie. Hier ist Campen zwar nicht „erlaubt“, wird aber geduldet. Für uns war dieser Ort definitiv ein Höhepunkt des Urlaubes.

Durch den Westen nach Putziteddu

Weiter geht unsere Reise durch den äußersten Westen der Insel. Von San Vito aus lassen wir die Städte Trapani und Erice auf Grund von Mangel an Stellplätzen links liegen und steuern direkt auf die bekannten Salinen von Trapani zu. Diese sind seit geraumer Vorzeit bekannt und sollen vor allem im Abendlicht faszinierende Bilder liefern.

Naja, dann auf und los.

Wir steuern die „Saline di Nubia“ an. Eine alte Saline die heutzutage mehr einem Museum als einer echten Saline gleicht. Salz wird aber hier immer noch aus Meerwasser gewonnen und dann zu riesigen Häufen in den Trockenbecken aufgetürmt. Wer Glück hat sieht auch wie diese Häufen zum Schutz vor Wind mit Schindeln bedeckt werden.

Sollten Fotobegeisterte unter euch sein, unbedingt zu Sonnenuntergang vor Ort sein. Dann leuchten die unterschiedlichen Becken tatsächlich je nach Salzgehalt in diversen Basteltönen.

Für uns geht es nach dem Besuch der Salinen, welche auf jeden Fall einen Besuch wert sind, aber weiter der Küste entlang in Richtung Süden.

Unser nächstes Ziel das Windsurfgebiet „Puzziteddu“. Die Küstenlandschaft zwischen den Salinen und der kleinen Halbinsel um „Puzzi“ war für uns eher keinen Stop wert. Zu sehr wehte der Wind und die Küstenstraße inklusive Industriezonen waren dann wirklich nicht so einladend. Ganz anders soll sich laut Insidertipps das Hinterland präsentieren. Also wer schon mal in der Gegend ist, macht doch einen Abstecher und lasst uns wissen wie es war!

Putziteddu / Selinut

Auch wenn wir auf unserem Sizilien Urlaub eher weniger mit Wind und Wasser geplant hatten, so konnten wir dann doch nicht der Verlockung widerstehen, dem bekannten Windsurfgebiet „Puzziteddu“ einen Besuch abzustatten. Dieses liegt im Südwesten der Insel und ist als Weltklasse Wavespot international bekannt. Der Begriff „Puzzi“ bezeichnet jedoch keine Stadt oder ein Dorf sondern im wesentlichen nur das Riff vor der Küste.

Sobald man die größeren Straßen rund um Castelvetrano verlässt kommt man über eine holprige Schotter und Sandstraße direkt an die Küste. Hier parkt man in erster Reihe zum Spot hat somit freie Sicht auf Meer um Wellen.

Wie zu erwarten treffen vor allem im Winter starke Winde die Küste und sorgen somit für ordentliche Wellen an diesem Spot. Abgesehen davon lässt sich im übrigen Stehrevier aber auch bestens der Kite oder Wingsport erlernen.

Hier ist vor allem das „Windresort“ federführend was Kurse, Verleih und auch Unterkünfte angeht. Ein Besuch ist Pflicht.

Stellplätze in der Nähe von Puzziteddu

Wer mit dem Wohnmobil in direkter Nähe zum Spot und der Surflodge übernachten möchte , so finden sich entlang der Küstenstraße diverse Plätze für die ein oder andere Nacht. Direkt wenn man an den Strand gelangt gibt es rechterhand Platz für ca. 8 Fahrzeuge oder man fährt die Küstenstraße weiter am „Windresort“ vorbei und findet bestimmt auch einen Platz für die Nacht.

Was Infrastruktur angeht sucht man allerdings außerhalb des Windresort vergebens. Hier ist man eher auf sich gestellt und vor allem in der Nebensaison trifft man oft keine Menschenseele. Von Puzziteddu in Richtung Osten fahrend kommt man relativ schnell in den Ort „Tre Fontane“.

Hier wurden in den 60ern hunderte illegale, zu nahe am Wasser gebaute Häuser errichtet. Wer sich hier außerhalb der Saison mal umsieht fühlt sich wie in einer Geisterstadt. Wirklich unheimlich, aber irgendwie auch interessant.

Die Ausgrabungen von Selinunt

Wenn Sizilien schon den Ruf hat besser erhaltene antike Ausgrabungen zu haben als Griechenland, dann muss man ja zumindest eine der diversen Ausgrabungen ansteuern.

Sabine ist zwar nicht so der „alte Steine“ Typ, aber ich auch nicht so der Wassersportler und so kommt es das sie mich dann doch immer begleitet.

Selinunt:

Die Ausgrabung der altgriechischen Kolonie „Megara Hyblaea“ welche sich in einer wunderschönen Wiesen und Hügellandschaft befinden, suchen wirklich ihres gleichen und sind unbedingt einen Besuch wert. Selbst Kulturuninteressierte kommen bei diesem Ausblick zwischen alten Säulen und Meer ins Schwärmen.  Wer motiveirt ist schafft die Besichtigung in ca. 2 Stunden.

Marinella

Dieser wunderschöne Ort liegt keine 10 Minuten von Selinunt entfernt und ist einen Besuch absolut wert. Hier versammelt sich am Wochenende die ganze Bevölkerung rund um den kleinen Hafen um gemeinsam zu Feiern oder Essen.

Wer möchte kann sein Wohnmobil direkt hinter dem Hafen bei dem kleinen Landschaftsschutzgebiet parken. Das sollte für eine Nacht kein Problem darstellen und man kommt zu Fuß zum Hafen.

Wandern in Eraclea Mioa.

Wer sich nun weiter in Richtung Agrigent bewegt wird unweigerlich an den weißen Kalkfelsen von Capo Bianco haltmachen. Hier findet sich auch praktischer weise ein Campingplatz welchen wir für die kommende Nacht ansteuern, denn wir wollen am nächsten Tag die Küstenwanderung um den Capo Bianco in Angriff nehmen.

Diese Wanderung ist eigentlich eher eine Mischung aus Wandern und Klettern mit einer kleinen Briefe Wasserspazieren.

An sich natürlich keine große Herausforderung, handelt es sich doch Großteils um ein Strandwanderung, doch sollte man bei hohen Wellengang eher von der Wanderung absehen. Teilweise hat das Meer schon ordentlich an der Steilwand genagt und dann kann es doch recht eng werden mit einem trockenen Weg bis zum Capo Binaco.

Am Capo angelangt heißt es dann sowieso „Schuhe aus und rein ins Wasser“, hier muss ein kleiner Felsen im Wasser umwandert werden. Doch einmal um die Kante und man erkennt erst die ganze Schönheit dieses Platzes.

Weiße Klippen, schöne Strände und Meer soweit das Auge reicht.

Scala dei Turchi

Zum Abschluss unserer Tour durch Sizilien nochmal ein echter Klassiker und wahrscheinlich etwas was bei keinem Besuch der Insel fehlen darf.

Meist ist die „Türkentreppe“ leider von Besuchern überlaufen, aber in der Nebensaison kann man immer noch den ein oder anderen Blick auf die imposanten Kalkfelsen werfen. Wer sich näher an die Felsen heranwagen möchte sollte vom Lido Rossello aus starten. Hier hat man einen besseren Zugang und muss sich nicht um die letzten Parkplätze streiten.

Der Blick ist auf jeden Fall einzigartig und auch wenn das betreten der Felsen eigentlich verboten ist kann man von dieser Seite einen kurze Weg auf einem diagonale verlaufenden Band zurücklegen.

Wie die Reise ist schon zu Ende?

Theoretisch ja, praktisch nein.

Unsere Sizilien Reise endet natürlich nicht hier im Süden, sondern, wie sollte es anders sein, am Heiligtum der Sizilianer, dem Ätna. Doch dieser Besuch des Ätna war dann doch so ausgiebig das wir uns entschieden, ihm einen eigenen Blogeintrag zu widmen. Sobald er online geht findet sich hier natürlich der passende Link.

Seit gespannt auf Graveltouren, Gipfelbilder, Kraterläufe und jede Menge schwarze Lava.

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