Kreuzbandriss – Die ersten Tage
Auch für Profisportler gilt: "6 Wochen sind 6 Wochen".
Wie zu erwarten war die Sache mit der überstandenen OP nicht vorbei und auch wenn die Hoffnung auf eine Wunderheilung anhielt, das Knie hat eher weniger Interesse daran gezeigt.
Ich hab mir bewusst etwas Zeit gelassen mit meinem zweiten Teil des Kreuzbandrehaberichtes, da ich schon sagen muss das meine subjektive Wahrnehmung zum tatsächlichen Zeitpunkt etwas sehr negativ war. Ich glaube das kann man auch keinem verübeln, aber irgendwie hat man das Gefühl das alles ewig dauert, auch wenn es tatsächlich nicht so ist. Zum Thema Mentales kommt nochmal ein gesonderter Beitrag.
Nun denn, nun zu meinem Rehabericht.
Wie im letzten Blog bereits besprochen durfte ich drei Nächte nach der OP die Klink verlassen. Theoretisch wäre es auch nach zwei bereits möglich gewesen aber die Betreuung war zu gut und ich brauchte auch noch etwas Zeit für „MICH“ um mit allem fertig zu werden.
Jede Verletzung ist einzigartig und deswegen möchte ich nur darauf hinweisen das alles was folgt meine Erfahrungen sind und nicht valide belastbare Aussagen. Doch damit man weiß wovon ich rede und man persönliche Vergleiche anstellen kann (machen wir doch alle):
- Riss vorderes Kreuzband
- Tenodese am Außenband mit Tractusfaszie (angeblich der latest Shit unter den Sportlern)
- Kapselriss mit Einblutung
- Irgendwas am Meniskus, aber angeblich nicht der Rede wert
Mein Operateur (cooler Typ – by the way) entließ mich noch mit der Einschränkung von 6! verdammten Wochen Teilbelastung, mit Steigerung zum Ende hin und der Aussage „10 Prozent sind geschafft, 90 Prozent macht die Therapie“.
Na gratuliere. Wenn das 10 Prozent sind, dann will ich gar nicht erst wissen was noch alles kommt. Aber auf jeden Fall spornt das den Sportler in mir (zu der Zeit schon im mentalen Urlaub) an und ich organisierte mal freudig drauf los eine Therapieeinheit nach der anderen.
Wer eventuell noch nicht gelesen hat wie die Verletzung passiert ist.
Sonntag wurde ich entlassen und ab Montag verbrachte ich täglich zwischen 2h und 4h bei Physiotherapeuten und Masseuren. Das erste Ziel war und ist es noch immer die Schwellung (bis ende 12 Woche) in den Griff zubekommen und die Beweglichkeit in der Streckung zu verbessern. Merke: Streckung ist King. Also Strecken was das Zeug hält!
Die Beugung war ja mit 60 Grad begrenze und das war relativ einfach, wenn auch schmerzhaft zu erreichen. Ich hatte weder Schiene noch Bandage, also recht easy.
Dennoch ich kann zu diesem Zeitpunkt nur empfehlen im Therapiebereich auf einen Profi zu vertrauen. Auch wenn ich im Krankenbett jegliche Studie gelesen habe die finden konnte. Die Augen und Hände meiner Therapeuten (ich weiß das klingt schräg) waren dennoch beruhigender als mein schnell erworbenes Halbwissen.
Erkenntnisse eines verletzten Sportlers
Die meisten von euch wissen das ich brutal unruhig bin und stillsitzen meine größte Schwäche ist. Doch die ersten Tage bis zur Nahtentnahme (14) ist übertriebener Ehrgeiz wirklich kontraproduktiv. Auch ich hab es mit viel Leiden und Genörgel geschafft diese Zeit abzusitzen und Tee zu trinken.
Die Schwellung bekommt man auch wirklich am besten mit
- Kühlen (ich hatte einen Game Ready – absoluter Traum)
- Kompressionsstrumpf (35 Euro im Orthopädiegeschäft)
- Hochlagern
in den Griff. Wenn man dann noch die einfachen, aber effektiven Übungen zur Streckung und Beugung beachtet, dann hat man ja schon einiges zu tun. Wichtig – die Menschen die sich um einen kümmern nicht zu sehr nerven :-).
Mein Tipp: Beim Strecken eine Rolle unter das Knie und eine Hand auf die Kniescheibe. Beim Beugen auf den Boden setzen. Theraband um das Sprunggelenk des kaputten Fußes, in leichter Streckung das Band greifen und dann passiv das Knie beugen lassen (bis zum erlaubten). Das Beugen erledigt das Theraband und wenn nötig mit etwas nachziehen. Stumpfe Schmerzen sind ok, stechende nicht.
Soweit so gut.
Ich hab also meine Tage zwischen Selbstmitleid, extrem Couching und Therapie verbracht, aber viel mehr war dann wirklich nicht drinnen bis zur Nahtentnahme welchem ich entgegenfieberte wie meinem 18ten Geburtstag.
Und wie bei einem 18ten Geburtstag, ist das Erwachen oft recht übel. Mit dem Selbstvertrauen eines Unbelehrbaren bin ich zur Nahtentnahme, drück dem Doc meine Krücken in die Hand und sag zu ihm: „So die braucht ich nicht mehr“, ab morgen wird trainiert.
Denkst, die behaltest du nochmal für die kommenden 4 Wochen den „Merke Herr Payer“ – Nur weil du Sportler bist heilen deine Sehnen und Bänder auch nicht schneller und eine Sehnenentnahmestelle braucht nun einmal 6 Wochen bis sie annähernd verheilt ist“.
Danke für garnichts lieber Körper, ich dacht du kannst das besser. Aber wie meine Freundin schon sagte, eine Verletzung lehrt einen geduldig zu sein. Aber zum Glück war sie nicht immer zuhause und so konnte ich die ein oder andere Depressionsprohylaxe in Form einer Coreeinheit unterbringen.
Zusammenfassung der ersten 3 Wochen nach der OP
Zeit ist das Wichtigste, weniger angeblich mehr, die Streckung ist entscheidend und Eis dein bester Freund. Nach der Nahtentnahme nochmal 7 Tage bis zum Abheilen der Wunden reinbeißen und dann geht aber wirklich mal auch aktiv was.
PS: Wer sich fragt warum ich nichts über Strom und Ultraschalltherapieformen schreibe, ganz einfach. Mein Doc wollte die ersten Wochen ohne auskommen da er der Meinung ist das ein Kapselheilung mit elektrischer Energie langsamer von statten geht und eventuell zur Vernarbung neigt.
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