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Alex Payer

Dein Knie gehört wieder dir, vergiss das nicht.

So nun war es aber verdammt ruhig um mich und meinen Reha Fortschritt. Zugegeben ich war auch nicht wirklich motiviert darüber zu schreiben, denn auch wenn sich ein langsamer Fortschritt ab Woche 3 einstellte, so war dieser wirklich mehr als hart erkämpft.

Mit etwas Abstand kann ich nun aber doch positiv auf die letzten Wochen und Monate zurückblicken und euch einen Einblick in die Zeit nach der Teilbelastung, sprich ohne Krücken geben.

 

Gehen will gelernt und Radfahren trainiert sein.

Wer glaubt er stellt nach eineinhalb Monaten die Krücken in die Ecke und legt los wie vor der Verletzung, denn muss ich leider enttäuschen. Für mich scheint es so als ob Gehen nicht gleich Radfahren ist und man diese Bewegungsform durchaus verlernen oder zumindest vergessen kann. Diese Erkenntnis war für mich äußerst frustrierend und anstatt wie von mir erwartet an meinen Kniebeugen zu arbeiten war meine / unsere erste Aufgabe ein rundes Gangbild zu erlernen, um damit die Basis für jegliche weitere Bewegung zu legen. Denn wer nicht gehen kann, braucht auch alles andere nicht oder so ähnlich.

Wer selbst einmal in die Situation kommt, braucht auch nicht unbedingt einen Therapeuten oder Coach für die Korrektur, Personen aus der eigenen Familie erkennen sofort wenn hier etwas nicht passt und mit dem ein oder anderen Handykorrekturvideo lässt sich doch einiges bewirken. Das Wichtigste hierbei ist eine aktive Streckung des Knies vor dem Aufsetzen und alles weitere kommt von allem. Das sagt sich nun allerdings leichter als es wirklich ist, denn aus Angst das Knie zu Überstrecken (Verletzungsgrund) hat das doch einige Wochen gedauert.

Balance ist alles

Persönlich haben mir Barfußschuhe enorm dabei geholfen das Gefühl für meine Fußsohle wieder zu erlangen und mehr Vertrauen in mein Knie zu fassen. Auch einfachste Übungen wir Stehen auf einem Beim und gehen unter Wasser können einem das nötige Selbstverständnis in das eigene Bein zurückbringen. Für mich war auch jegliche instabile Unterlage von Kreisel bis zur Airexmatte enorm wichtig denn, hier ist aus meiner Sicht mehr auch wirklich immer besser, denn die Sensomotorik leidet enorm unter den Operationsfolgen. Hier kann man ruhig täglich daran arbeiten und sich selbst auch fordern.

Bei der an mir durchgeführten Operationstechnik (Quadrizeps) scheint es ein Vorteil zu sein das man relativ wenig an Gleichgewichtsfähigkeit verliert und aus diesem Grunde hatte ich hier auch relativ wenig Probleme.

8 Wochen nach meiner OP sagt mein Doc zu mir. „Dein Knie gehört wieder dir, vergiss das nicht“. Wahre Worte, aber so ganz einfach ist das dann leider doch nicht. Denn auch das Radfahren war zu Beginn mehr schlecht als recht und als Profisportler zweifelt man dann schon gehörig an sich, selbst wenn nicht mal mehr das Ergometer fahren funktionieren will wie man es gewohnt war.

Eine Frage die sich jeder verletzte Sportler/in zu einem gewissen Zeitpunkt stellt ist „Wann darf ich wieder draußen Radfahren“.

Meine Verletzung passierte am 21.Februar und ich war am 1. Mai das erste Mal mit dem Rennrad unterwegs. Im Nachhinein muss ich sagen das es wohl auch schneller gegangen wäre, aber mir einfach der Aufwand zu groß war für die knapp 15 Minuten, die ich am Anfang durchgehalten habe. Doch das Radfahren war definitiv die größte Errungenschaft der ersten Monate. Dadurch beschleunigt sich der Heilungsprozess enorm, aber nicht auf Pausen vergessen, denn nach meiner anfänglich Euphorie nach der ersten Tour musst ich nach dem dritten Tag am Rad in Folge auch gleich mal wieder eine massive Pause einlegen um wieder annähernd zu gehen wie ein Mensch 😊.

Was zum Teufel ist ein "Unterwasserfahrrad"?

Seit dieser Zeit weiß ich auch das 120 Grad Beugung nötig sind, um problemfrei am Rad zu sitzen und das es tatsächlich therapeutische Unterwasserräder gibt. Sollte es die in deiner Nähe geben, unbedingt ausprobieren. Der Wasserdruck und die Wärme helfen enorm bei der Beweglichkeit und das ganze lässt sich ideal mit einer Unterwassergymnastik kombinieren. Generell muss ich sagen das jede Einheit im Wasser einen merklichen Fortschritt gebracht hat und auch wenn einem die Schwimmnudel zu Beginn peinlich ist, ein unerlässliches Trainingsgerät darstellt.

Durch die geringere Gewichtsbelastung fällt es einfach leichter die Grenzen im „Kopf“ zu überwinden und vielleicht doch den ein oder anderen Grad Kniewinkel mehr zuzulassen. Sobald das Unterwasserrad angenehm wird ist man bereit für das normale.

PS: Ein Unterwasserfahrrad ist deutlich unspektakulärer als man es erwartet. Im wesentlich sitzt man auf einem Spinningbike, nur eben unter Wasser. In meiner Heimat Kärnten findet man man sowas in beispielsweise im „Das Balancehotel“ in Pörtschach am Wörthersee.

Wo ist mein Oberschenkel, Gym?

Ok zugegeben ich war von klein auf mit starken Oberschenkeln gesegnet und konnte diese immer als meine Stärke bezeichnen. Doch was ich in den ersten Wochen an Umfang verloren habe, war schon fast amüsant. Gute 35% Umfangsunterschied verzeichnete ich bei meiner ersten Radtour (50min) und das führte dazu das ein Hosenbein am Flattern und eines enganliegend war. Kein sonderlich erbaulicher Anblick, wenn man in ein paar Monaten wieder um Weltcupsiege mitfahren möchte und für mich auch eine der größten Herausforderungen bis jetzt.

Auch wenn ich nach oben beschriebenen 10 Wochen bereits über eine volle Streckung und eine ausreichende Beugung verfügte war mir das Ansteuern des „Vastus Medialis“ (innerer Oberschenkelstrecker) nicht zu 100 Prozent möglich.

Also wozu jeden Tag ins Gym pilgern, wenn sowieso nichts passiert? Naja, die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Also suchte ich und meine Therapeutin nach einer Möglichkeit das aus dem für mich frustrierenden Training doch noch was wird. Eine Mischung von „Blood Flow Restriction“ und Stromtherapie konnten dann doch insoweit etwas bewirken das ich die Muskelgruppen besser ansteuern und somit endlich etwas von dem von Kraftsportlern geliebten „Pump“ in meinem Füßchen ankommt.

Halbkniebeugen, Beinpresse, Isometrische Beinstrecker Übungen waren hier die hilfreichsten und zugleich einfachsten Möglichkeiten mal wie mein Opa sagte „etwas Kraft“ hinein zu bekommen (Von Leistungssport sind wir hier aber noch meilenweit entfernt).

Blood Flow Restriction

Im wesentlich handelt es sich hierbei um das Unterbrechen der Blutzufuhr in den zu trainierenden Muskel“. Hilfsmittel hierfür findet man auf Amazon oder sonst auch in einschlägigen Onlineshops.

Zum Beispiel hier: The Occlusion Cuff

 

Wichtig!

Was nun aber in absoluten Kontrast zu meiner Oberschenkel Vorderseite stand ist die Rückseite. Hier ließ sich nahezu alles so trainieren wie vor der Verletzung und ich kann es nur jedem empfehlen so viel wie möglich in Beuger und Adduktoren/ Abduktoren zu investieren. Auch wenn kein direkter Einfluss auf den „verhungerten“ Oberschenkelstrecker entsteht, so kann zumindest das System Knie aus anderen Gesichtspunkten stabilisiert werden und man kommt seinem Ziel auf Umwegen näher.

Inspiration aus dem Netz

Der gute alte Kopf.

Die ganze Verletzungsthematik hat mir auch gezeigt dass sich viele Aspekte der Verletzung im Kopf abspielen und nein ich bin absolut kein Mentaltrainingsfanatiker und habe auch bis jetzt keine Hilfe aus diesem Bereich in Anspruch nehmen müssen. Doch Tatsache ist das ein repariertes Knie viel mehr kann als man sich selbst zutraut. Dieser Selbstschutz hemmt einen aus meiner Sicht schon enorm und man muss sich immer wieder in den „Arsch“ treten oder treten lassen um nicht in Angst zu versinken. Ich glaube allerdings das hier jeder unterschiedlich ist und ich habe auch vollkommen unterschiedlich Zugänge in der Reha von anderen gesehen und mitbekommen. Von Bergtouren kurz nach der Entlassung aus der Klinik, zu vollkommener Entlastung für Monate bis hin zu Panik vor einer Wiederverletzung.

Ich glaube hier muss man auf sich selbst achten und darf nie vergessen das nur Arbeit und Konstanz einen weiterbringen. Also steh auf, geh raus und mach was.

Wie geht’s weiter.

Nun, ganz ehrlich so einfach ist das nicht. Nun kommen die nächsten großen Schritte auf einen Zu. Stiegen, Sprünge, Krafttraining mit Gewicht und die für mich absolute Katastrophe “DAS LAUFEN“ 😊. Doch dazu mehr im Blog Beitrag Nummer vier (Ab Woche 12).

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